Was uns unser Außen spiegelt und warum es sich lohnt, hin zu sehen (Teil 1)

Im „Außen“, also im Erleben unserer Umwelt und Freundschaften wie auch Beziehungen, spiegelt sich häufig das eigene innere Erleben. Hierin liegt ganz viel Potential. Lernen wir von der Bewertung weg hin zur respektvollen Achtsamkeit und zum Sich-Sein-Lassen zu kommen, können wir verstehen, wachsen und wahre Begegnung ermöglichen.
Tim ist 10 Jahre alt. Seine Mutter konsultiert mich, weil er immer wieder in sich gekehrt wirkt. Mit Freunden hat er es „einfach schwer“, sagt seine Mutter, immer wieder fühlt er sich abgelehnt und nicht akzeptiert, und ehe er verletzt wird, so scheint mir, verhält er sich quer, verletzend oder geht in die Isolation. Sie spürt intuitiv, dass es hier nicht mit der Verhaltenstherapie oder gutem Zureden getan ist. „Er wird schon seine Gründe haben, tief in sich drin. Ich spüre das schon. Aber ich komme nicht ran.“
Tim sagt, „das sei schon immer so“ und „er könne nicht anders“. Er findet hier selbst keinen Zugang zu sich, als habe er sich damit abgefunden. Ich arbeite mit seinen inneren Bilderwelten. Es zeigt sich ein altes Leben, in der er die „Schuld“ für einen Unfall auf sich genommen und seinen guten Ruf verloren hatte. Er hatte sich versprochen das schon wegzustecken, und mit der Abwehr der anderen zu leben. Er hatte sich selbst wie aufgegeben, und die Isolation akzeptiert. Seine Seelen- und Empfindungswelt hingen in dieser karmischen Verstrickung, er reproduzierte dies lediglich in seiner aktuellen Realität wieder. Hier wollte das historische Leben geheilt und die Lernaufgabe verstanden, neu und richtig verankert und gespeichert werden. Zudem war Heilung auf seine Definition von echter Freundschaft, Liebe und Zuwendung nötig, sodass neue Wertigkeiten und Einordnungen stattfinden konnten, und er sich aus diesem negativen Spiegel seines Seelenlebens im Außen entlassen konnte. Seine Verbindung zu sich wurde besser, und er öffnete auch wieder den Zugang zu seinem Fühlen, zu sich selbst.
Solange wir uns selbst nicht lieb schätzen, können es auch die anderen schwer tun
Wichtig zu wissen ist hier, dass die Außenwelt oft wie ein Spiegel funktioniert zu unserer aktuellen inneren Wahrheit. Tim hatte sich selbst „aufgegeben“ und für sich akzeptiert, dass man ihn verurteile. Dies hatte er in dem alten Leben bereits getan, und in diesem so angenommen bzw. sogar projiziert, seinen Freunden gar keine Chance gelassen, anders mit ihm umzugehen. Mit einem inneren Glaubenssystem von „Keiner mag mich“ und „man hasst mich“ ist es schwer auf Menschen zu treffen, die hinter diese unbewusste Ausstrahlung blicken, und mit liebevollem Verständnis reagieren. Und die Krux ist – selbst wenn sie dies täten, täte sich Tim in seinem „Negativzustand“ schwer, diese Zuwendung überhaupt als echt anzunehmen oder zu akzeptieren. Solange dies in der alten Stagnation bleibt, ist es schwer, über Verhalten wirkungsvoll oder nachhaltig echte Veränderung zu erzielen.
Verhalten ist ein Schlüssel zu inneren Welten
Lange war es üblich, Verhalten zu loben oder zu tadeln. Dies ist schwierig, denn eigentlich ist Verhalten zunächst einmal ein Ausdruck für einen inneren Satus Quo bzw. eine innere Welt und Realität. Es geht nicht darum, alles durchgehen zu lassen, was ein heranwachsender Junge versucht, oder es so stehen zu lassen. Im Gegenteil – es geht darum, durch Verständnis und einen geschulteren Blick „hinter die Fassade“ zu sehen, und die wirklichen Beweggründe zu entschlüsseln.
Bei Tim war das nicht so leicht, denn es handelte sich um tief unbewusste, seelische Empfindungswelten, die tief unterbewusst abliefen, allerdings sehr präsent waren. Dies war der Schlüssel. Seine Mutter folgte ihrer wunderbaren Intuition, dass es da sehr wohl Beweggründe in ihrem Sohn gab, sie aber einfach nicht wusste, wie sie an diese herankam. Hiermit zeigte sie zunächst einmal unbegründetes Verständnis, und dadurch Vertrauen in ihren Sohn und Liebe. Energetisch kamen wir sehr schön an den Kern der Sache, und konnten den kleinen Baum an einer seiner verwundeten Wurzeln heilen.